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Deutsche Solarbranche in der Krise

Die Reihe der Hiobsbotschaften für die deutsche Solarbranche reißt nicht ab. Meldungen über Insolvenzen gehören schon fast zu Alltag, aber diese Meldung bringt das endgültige Aus der gesamten Branche näher: Q-Cells meldet Insolvenz an. Damit muss auch der einstige Primus der Branche, der zeitweise der größte Solarzellenhersteller der Welt war, sich dem Druck der asiatischen Konkurrenz beugen.



Gänzlich unerwartet kommt dieser Schritt indes nicht, Brancheninsidern war die finanzielle Schieflage des Unternehmens nicht entgangen. Den Aktionären ebenfalls nicht: Im Jahr 2007 war die Aktie noch rund 80 Euro Wert, seit einiger Zeit sind es nur noch wenige Cent.

Die gesamte Branche ist betroffen

Die Liste der Insolvenzen seit Dezember 2011 ist beängstigend: Solon, Solar Millennium, Scheuten Solar, Solarhybrid und Odersun können allesamt auf bessere Zeiten zurückblicken und galten noch vor wenigen Jahren als Zukunftsunternehmen. Scheuten Solar war einst Technologieführer und stellte das größte Solarmodul der Welt her, Solar Millennium war ein international führender Entwickler von großen Solarkraftwerken. Nicht immer bedeutete die Insolvenz auch das endgültige Aus. So wurde Solon teilweise von dem indischen Unternehmen Microsol übernommen. Aktuell teilt mit Phoenix Solar ein weiteres Unternehmen der Branche mit, sich in ernsten Schwierigkeiten zu befinden.

Keine wirksamen Maßnahmen in Sicht

Erste Politiker fordern staatliche Hilfen für Q-Cells, aber die Appelle klingen ein wenig ratlos. Dem Unternehmen kann eigentlich nur ein ernsthafter Fehler vorgeworfen werden, wenn man es denn einen Fehler nennen will: Es hat in Deutschland produziert und die Produktion nicht nach Asien verlagert. Solarzellen sind inzwischen zur Standardtechnologie geworden, für die industrielle Massenherstellung werden die meist sehr gut qualifizierten deutschen Fachkräfte nicht länger benötigt. Es scheint daher, als müsste jede erfolgreiche Restrukturierung des Unternehmens darauf hinauslaufen, im Wesentlichen nur die Forschung und Entwicklung in Deutschland zu belassen. Viele der 2.300 Arbeitsplätze lassen sich auf diese Weise nicht retten.

Einschnitte bei der Solarförderung zurücknehmen?

Eine nahe liegende Forderung, die allerdings möglicherweise nicht wirklich weiterhilft. Die Pleitewelle ereignete sich unter den jetzt geltenden Bedingungen, ist also keine Folge der aktuellen Kürzungen. Nicht wenige Experten sind sogar der Auffassung, die hohe Förderung der Vergangenheit habe den Zusammenbruch der Branche beschleunigt. China fühlte sich dadurch veranlasst, den Aufbau seiner subventionierten Solarbranche zu forcieren. Dass die Chinesen mit illegalen Subventionen ausländische Anbieter aus dem Markt drängen, wurde bislang nur in den USA offiziell festgestellt, nicht in Europa. Das allerdings wäre die Voraussetzung dafür, den inländischen Anbietern über Strafzölle oder sonstige politisch gesteuerte Wettbewerbsvorteile unter die Arme zu greifen. Es scheint, als könne nur so der endgültige Kollaps der Branche vermieden werden. Eine höhere Förderung für alle Module ändert nichts an den Standortnachteilen der hiesigen Produzenten.

Letzte Aktualisierung: 05.04.2012