13. Oktober 2016 admin
Politisch wird der Eigenverbrauch von Solarstrom seit einigen Jahren kontrovers diskutiert. Einerseits muss der lokal verbrauchte Strom weder in Kraftwerken erzeugt noch verlustreich über das Stromnetz transportiert werden. Darum ist der Eigenverbrauch ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Aus Sicht der Betreiber der Photovoltaikanlagen rechnet sich der Eigenverbrauch ebenfalls, weil jede eingesparte Kilowattstunde deutlich stärker zu Buche schlägt als die Vergütung für eingespeisten Strom.
Widersprüchlicher Kurs
Andererseits gilt auch hier: Wenn die Rendite einer Photovoltaikanlage durch den Eigenverbrauch deutlich steigt, muss irgendjemand dafür bezahlen. Im diesem Fall müssen alle übrigen Stromkunden die Rechnung zahlen, weil sich die Betreiber der Solaranlagen teilweise aus der Finanzierung der Versorgungsinfrastruktur über die EEG-Umlage verabschieden. Aus diesen Gründen war der Kurs der Politik bezüglich des Eigenverbrauchs stets ein wenig widersprüchlich. Der Eigenverbrauch wurde auf der einen Seite gefördert und auf der anderen Seite mit der EEG-Umlage belastet. In einer aktuellen Studie hat Agora Energiewende untersucht, wie stark die EEG-Umlage stiege, wenn das Potenzial des Eigenverbrauchs voll ausgeschöpft würde. Die Analysten geben Entwarnung: Mehr als 0,5 Cent pro Kilowattstunde wird der Eigenverbrauch die übrigen Stromkunden nicht kosten.
Eine Rechnung mit vielen Unbekannten
Agora Energiewende beziffert das Potenzial des Eigenverbrauchs bis zum Jahr 2035 auf 4,6 bis 38,6 Terawattstunden pro Jahr. 4,6 bis 38,6 Terawattstunden! Das klingt zunächst nicht nach einer Prognose, mit der sich irgendetwas anfangen ließe. Dass diese Spanne derart groß ist, liegt an der ungewissen Zukunft der Stromspeicher. Wenn große Mengen Strom zu niedrigen Kosten im Keller zwischengespeichert werden können, steigt das Potenzial des Eigenverbrauchs dramatisch an. In privaten Haushalten entfällt der Löwenanteil dieses möglichen Anstiegs auf Wärmepumpen und andere elektrische Heizungen, die den tagsüber gewonnenen Strom abends und nachts zum Heizen nutzen. Und genau das ist der Grund dafür, warum trotz der großen Unsicherheit der Prognose Aussagen über die Auswirkungen des Eigenverbrauchs auf die EEG-Umlage möglich sind. Wenn der Eigenverbrauch im oberen Bereich des angegebenen Intervalls liegen sollte, wird der größte Teil auf zusätzlichen Stromverbrauch zur Heizzwecken entfallen. Die Reduktion des aus dem Netz bezogenen Stroms wird also in jedem Fall deutlich unter der genannten Obergrenze von 38,6 Terawattstunden pro Jahr liegen. Damit werden die Auswirkungen auf die EEG-Umlage deutlich reduziert.
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