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Recycling: Auswirkungen der WEEE-Richtlinie

Dem Thema Recycling wurde von Photovoltaik Herstellern bislang nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Photovoltaik Branche von der WEEE-Richtlinie (Waste Electrical and Electronic Equipment) nicht erfasst wurde.



Diese europäische Richtlinie regelt die Entsorgung und das Recycling elektrischer und elektronischer Geräte und ist für andere Branchen längst verbindlich. Den Photovoltaik-Herstellern wurde Zeit eingeräumt, freiwillig ein effektives Recycling-System aufzubauen. Zwar haben die Hersteller mit PV Cycle ein solches System ins Leben gerufen, das allerdings den Anforderungen des Europäischen Parlaments nicht vollständig gerecht wird. Angesichts einer Lebensdauer von mehr als 20 Jahren für Photovoltaik Module schien das Problem noch nicht aktuell zu sein. Zwar erreicht bald die erste Generation von Solarzellen das Ende ihres Lebenszyklus, aber die wirklich großen Abfallmengen werden erst in einigen Jahren anfallen.

Die WEEE-Richtline greift schon beim Verkauf

Wenn die WEEE-Richtlinie für die Photovoltaik Branche bindend wird, sind trotz der langen Lebensdauer der Module zahlreiche Sofortmaßnahmen erforderlich. Die höchste Hürde, die es sofort zu nehmen gilt, ist der Nachweis eines insolvenzsicheren Entsorgungssystems. Photovoltaik Module dürfen nur verkauft werden, wenn nachgewiesen wird, dass ihre spätere fachgerechte Entsorgung auch im Fall einer Insolvenz des Herstellers garantiert ist.

Darüber hinaus sehen sich die Unternehmen ab dem Zeitpunkt des Inkrafttretens der neuen WEEE-Richtlinie mit umfangreichen bürokratischen Auflagen konfrontiert, zu denen beispielsweise detaillierte monatliche und jährliche Meldungen der verkauften Module gehören. Da die Umsetzung der WEEE-Richtlinie in nationales Recht den einzelnen Mitgliedsstaaten obliegt, gelten in allen Staaten der EU unterschiedliche Regelungen. Für die grenzüberschreitend tätigen Photovoltaik Hersteller stellt dies ein zusätzliches Problem dar. Zumindest das hätte vermieden werden können, wenn die Branche selbst eine überzeugende europäische Lösung entwickelt hätte.

Selbst recyceln oder outsourcen?

Diese grundsätzliche Frage werden die Hersteller zunächst beantworten müssen. Für eine eigene Lösung spräche, dass Solarmodule zahlreiche wertvolle Rohstoffe enthalten, die theoretisch zurückgewonnen werden könnten - beispielsweise Kupfer und Silber. Auf Solarzellen spezialisierte Entsorgungsfirmen könnten eine deutlich höhere Recyclingquote erzielen, aber genau diesen Heimvorteil hat die Branche mangels entsprechender Anlagen nicht genutzt. PV Cycle meldet zwar gelegentlich hohe Stückzahlen eingesammelter Altmodule, schweigt sich aber weitgehend darüber aus, was genau mit diesen Modulen geschieht. Unklar bleibt daher bisweilen, welcher Anteil an Rohstoffen tatsächlich in den Produktionskreislauf zurückgeführt wird. Unter diesen Umständen kommt auch der Anschluss an bestehende branchenübergreifende Recyclingsysteme infrage. Diese können nicht nur auf erprobte und kostenoptimierte Prozesse verweisen, sondern sind auch mit der WEEE-Bürokratie bestens vertraut. Sollten sich die externen Anbieter als billigere Alternative erweisen, wird der Kostendruck den Herstellern ohnehin keine Wahl lassen.

Letzte Aktualisierung: 25.06.2012