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Einsatzbereiche: Photovoltaik auf dem Kirchendach

Photovoltaikanlagen auf Kirchendächern sorgen gelegentlich für Kontroversen, manchmal auch für gerichtliche Auseinandersetzungen. Keiner gerichtlichen Kontrolle unterliegt dabei die Frage, ob sakrale Bauten grundsätzlich für eine Solaranlage infrage kommen – diese Entscheidung obliegt allein den zuständigen Gremien der jeweiligen Kirchengemeinde. Ansatzpunkt für Klagen ist vielmehr, dass Kirchengebäude oft unter Denkmalschutz stehen. Tendenziell neigen Gerichte jedoch dazu, die Belange des Klimaschutzes höher zu gewichten und der Installation einer Photovoltaikanlage zuzustimmen.

Kirchendächer sind oft gut geeignet

Typischerweise sind Kirchendächer für den Betrieb einer Photovoltaikanlage gut geeignet. Sie weisen die erforderliche Größe auf und im Normalfall sind Kirchendächer auch nicht durch höhere Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft verschattet.

Auch die Neigung des Dachs liegt üblicherweise in einem günstigen Bereich. Die Ausrichtung der Dachfläche ist oft sogar ideal. Die Eingangsportale von Kirchen weisen gewöhnlich nach Osten. Bei üblicher Bauweise zeigen die Dachflächen also nach Norden und nach Süden. Ein Süddach verspricht einen sehr hohen Ertrag.

Denkmalschutz und Photovoltaik schließen einander nicht aus

In der Mehrzahl der Fälle finden die Kirchengemeinden und die Denkmalschutzbehörden einvernehmliche Lösungen. Meist besteht die Lösung darin, das optische Erscheinungsbild möglichst wenig zu beeinträchtigen. Für höhere Kirchengebäude ist dies problemlos möglich, da Teile der Dächer kaum einsehbar sind.

Als positiv erweist sich auch, dass Photovoltaik Module sich farblich oft gut in die Dächer einpassen. Für dunkle Dächer eignen sich kristalline Module sehr gut. Auf Ziegeldächern kommt die gebäudeintegrierte Photovoltaik-Variante infrage, beispielsweise Solardachziegel in der typischen roten Farbe.

Manchmal verlaufen die Konfliktlinien zwischen Kirche und Denkmalschutzbehörde auch an unerwarteter Stelle. Die während der Wendezeit zu Berühmtheit gelangte Nikolaikirche in Dresden wehrte sich gegen die Auflagen der Denkmalschutzbehörde, weil sie mit einer auffälligen und gut sichtbaren Solaranlage ein Zeichen für den Klimaschutz setzen wollte. Dafür hatte man in der Planung sogar unauffälligere Varianten verworfen, womit die Denkmalschützer jedoch nicht einverstanden waren.

Man einigte sich schließlich auf eine dezent gestaltete Photovoltaikanlage, die um eine Anzeigetafel mit den Ertragsdaten an prominenter Steller in der Dresdner Innenstadt ergänzt wurde. Aus Sicht des Denkmalschutzes ist übrigens auch wichtig, dass die baulichen Eingriffe durch eine Solaranlage reversibel sind. Sollte es einmal gewünscht werden, kann der ursprüngliche Zustand jederzeit wiederhergestellt werden.

Vermarktungsmodelle für den Solarstrom vom Kirchendach

Kirchengemeinden verbrauchen meist nur einen geringen Teil des erzeugten Stroms selbst. Angesichts der heutigen Einspeisevergütung sind daher innovative Vermarktungskonzepte gefragt, um die PV-Anlage rentabel zu betreiben.

Einige Gemeinden verpachten stattdessen ihre Dachflächen an kommerzielle Anlagenbetreiber, die zahlreiche Dachanlagen zu virtuellen Kraftwerken zusammenschalten. Es kommen auch weitere Konzepte infrage, abhängig von den lokalen Gegebenheiten.

Wir haben Mitte letztes Jahr eine Solaranlage (inkl. Speicher) bei unserem Solar-Experten beauftragt. Die Betreuung war sehr gut, alles lief reibungslos. Seit kurzem läuft die Anlage, wir sind super zufrieden.
von Alexander M. aus Karlsruhe

Beispielprojekte

In Mühlen im Schwarzwald hat sich eine Kirchengemeinde für ein bemerkenswertes Konzept entschieden, bei dem die Rentabilität nur eine untergeordnete Rolle spielt und das daher teilweise aus Spenden finanziert wurde.

Glaskunst ist seit jeher eine Domäne der Kirchengebäude. Die gotische Architektur verdankt ihre Entstehung nicht zuletzt dem Wunsch, die für gotische Kathedralen typischen riesigen Kirchenfenster und damit die lichtdurchfluteten Kirchenschiffe realisieren zu können, die im romanischen Baustil undenkbar waren.

An die Tradition der Glaskunst knüpft die Kirche in Mühlen mit ihrer Photovoltaikanlage an, die als mundgeblasenes Glaskunstwerk realisiert wurde. Aber natürlich müssen Photovoltaikanlagen auf Kirchendächern keinesfalls zwingend als spendenfinanzierte Vorbildprojekte installiert werden.

Eine Pfarrei in Bamberg installierte Photovoltaik-Module nicht nur auf dem Kirchendach, sondern auch auf dem Dach des Gemeindezentrums. Hier folgte man, anders als in Mühlen, eher profanen Motiven: Die Gemeinde war auf der Suche nach einer Möglichkeit, die sinkenden Einnahmen zu kompensieren.

Photovoltaik auf Kirchendächern lohnt sich

Die Motive für die Installation von Solaranlagen auf Kirchendächern sind vielfältig. Einige Gemeinden versprechen sich zusätzliche Einnahmen von der Anlage, andere möchten primär ihrer Vorbildfunktion beim Schutz der Umwelt gerecht werden und ein sichtbares Zeichen für Nachhaltigkeit setzen. Und einige nutzen die Photovoltaik sogar als Glaskunstwerk.

Letzte Aktualisierung: 24.04.2023